Hip-Hop meets Sportswear – who did it better?
Wer aktuell nicht unter einem Stein lebt, wird den Beef zwischen den beiden Rap-Superstars Kendrick Lamar und Drake mitbekommen haben. Was mit ein paar Lines auf dem Album von Metro Boomin und Future begann, hat sich in den vergangenen Tagen zu einem noch nie dagewesenen Beef entwickelt. Zwischenzeitlich wurden sogar OVO-Stores vandaliert und in eines der Anwesen von Drake mit Waffengewalt eingedrungen.
Wir sind heute etwas pazifistischer unterwegs und schauen uns an, was beide Rapper in Bezug auf Sneaker bereits auf die Beine gestellt haben. Denn sowohl Kendrick als auch Drake können auf eine Vielzahl kollaborativer Projekte mit diversen Sportswear-Brands zurückblicken. Dabei bewerten wir (rein subjektiv) die bisherigen Releases und küren unseren persönlichen Gewinner in der Kategorie „Rapper mit den besseren Sneaker-Kollaborationen“.
Man mag es kaum glauben, aber der kanadische Rapper ist bereits seit zehn Jahren mit beiden Beinen (oder Füßen?) fest im Sneaker Business verankert. Der erste Turnschuh aus der Feder des Certified Loverboys erblickte bereits 2014 das Licht der Welt in Form des Air Jordan 3 „Anacondas“ – auch wenn dieser Sneaker bis heute unreleased ist und lediglich als Sample gesichtet wurde. Es sollte ein weiteres Jahr vergehen, bis dann mit einem weißen Air Jordan 10 der erste Schuh von Drake für die breite Masse verkauft wurde.
Foto: @nicekicks
Obwohl der Sneaker seinerzeit für ein wenig Hype sorgte, beschränkte sich diese Begeisterung lediglich auf den amerikanischen Markt, während man hierzulande eher skeptisch blieb. Retrospektiv wurden sich diese frühen Jordan-Releases von Drake höchstens als Wertanlage geholt, aber nicht, weil Sneakerheads den kreativen Output des Rappers feierten. So geschehen auch bei den Nachfolger-Modellen Air Jordan 12, Air Jordan 8 und Air Jordan 14 – allesamt wurden releast, weitestgehend ausverkauft und dann sofort wieder vergessen. Weder der Resellmarkt noch die News-Blogs und erst recht nicht die Fans kümmerte das Treiben zwischen Drake und der Jumpman Brand.
Foto: @footaction
Auch dem Rapper selbst fiel diese Entwicklung auf. Seinerzeit erhoffte man sich, einen ähnlichen Hype zu generieren, wie Kanye West mit seiner Yeezy-Line bei adidas. Als dieser Erfolg jedoch ausblieb, begann man seitens OVO an seinem Partner zu zweifeln. Nach kurzem Liebäugeln mit den Wettbewerbern in Herzogenaurach setzte man sich beim Swoosh erneut mit Drake an einen Tisch. Die bisherige Strategie schien nicht aufzugehen, also distanzierte man sich auf reine Jordan-Kollaborationen und wagte sich weg vom Basketball hin zu Lifestyle- und klassischen Sportswear Releases. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt entstand auch die NOCTA-Linie bei Nike.
2020 erschienen die ersten Puffer Jackets von Drake unter dem neu gegründeten Sublabel von Nike. Im Gegensatz zu den künstlich verknappten OVO Jordans sollte dieser massentaugliche Ansatz erstmalig einen Erfolg darstellen. Weswegen dann zwei Jahre später mit dem Nike Hot Step Air Terra auch der erste eigene NOCTA Sneaker erschien und ein großer Erfolg bei den Sneakerheads war. Bis heute sind neben diversen Apparel-Kollektionen – mal im Jogger, mal im Gorpcore Style – ununterbrochen eigene Sneaker erschienen, die eher auf neue Silhouetten setzen, anstatt zu versuchen, den Hype von bestehenden Looks abzugrasen. Und auch wenn dabei keine Massenhysterie wie bei der Yeezy-Serie entsteht, so haben Nike und Drake damit zumindest ihre eigene Nische gefunden, die sie bis heute mit ansehnlichen Releases bespielen.
Ähnlich lange wie Drake ist auch Kendrick Lamar im Sneaker-Business. Der Rapper aus Compton wagte seine ersten Schritte mit Reebok und dem damals viel bespielten Ventilator. Angelehnt an die Gang-Rivalität seiner Heimatstadt setzte er mit diesem Sneaker ein Statement für Frieden und Gleichheit, indem er die Farben der beiden Gangs, Bloods und Crips, auf den Fersen und der Zunge des Modells positioniert hatte. Hierbei konnte man schon sehr gut die ersten Schwächen in seinen Designs feststellen.
Denn, obwohl die Idee auf dem Blatt Papier gut klingt, war die Umsetzung des eigentlichen Produkts eher mittelmäßig. Einen guten Sneaker zu designen und einen guten Song zu schreiben, sind buchstäblich zweierlei Paar Schuhe. Ein Learning, das das komplette Schaffen Kendrick Lamars begleiten sollte. Nachdem insgesamt vier weitere Classic Leather und ein Club C Sneaker unter Reebok folgten, beendete man die Partnerschaft, da die Schuhe oft nicht ausverkauft wurden und sogar im Sale landeten. 2018 startete daher die neue Partnerschaft mit Platzhirsch Nike. Hier sollte alles besser werden, denn schließlich hatte diese Brand mit Kooperationen – vorwiegend mit Rappern – bereits einschlägige Erfolge gefeiert.
Kurz nach dem Release seines Albums DAMN! Präsentierte er bei den Grammys mit dem Nike Cortez Kenny 1 den dazugehörigen Sneaker. Dabei blieb er bei einem weitestgehend weißen Upper, rundete es mit schwarzen Akzenten ab und platzierte einen DAMN!-Schriftzug großflächig auf die Side Panels des Sneakers. Kurze Zeit später erschien mit dem Nike Cortez Kenny 2 der Nachfolger in einem roten Upper und einem chinesischen Schriftzug. Der Zusatz „Kung-Fu-Kenny“ wurde von den Fans addiert, die sich dabei auf ein Alter Ego des Rappers bezogen. Im Sommer desselben Jahres folgte schließlich mit dem dritten Modell eine schwarze Version des Sneakers. Hier fiel den Fans bereits auf, dass das Ganze nur wenig mit Innovation zu tun hatte und vermutlich bald auch schon diese Partnerschaft kreativ ausgeschöpft ist.
Als dann mit dem Kendrick Lamar x Nike Cortez Kenny IV „House Shoes“ das erste Modell erschien, das sich ein wenig Innovation zutraute, war man anfangs ein wenig enthusiastisch. Doch auch wie bei den Reebok Sneakern sollte dieses Unterfangen schnell in Vergessenheit geraten. Zwar folgte 2019 noch eine Kollaboration auf dem Nike React Element 55, diese schwebte jedoch weit unter dem Radar sämtlicher Sneakerheads, die Kendrick als ernst zu nehmenden Designer bereits völlig abgeschrieben haben.
Beiden Rappern ist es nicht gelungen, eine Legacy wie Kanye West oder Travis Scott zu etablieren. Jedoch muss man zumindest Drake zugutehalten, dass dieser bis zum heutigen Tag relevante Drops für Nike umsetzt, wobei zwar nicht durchgehend, jedoch immer häufiger gute Sneaker bei rumkommen. Neue Silhouetten, ansprechende Apparel-Kollektionen und der Mut, sich auszuprobieren, machen in diesem Ranking Drake zum klaren Sieger. Anscheinend geht bei Kendrick Lamar die Musik vor, was auch im aktuellen Beef zwischen ihm und Drake klar herauszuhören ist. In diesem Sinne sollte Kendrick bei Rap-Musik bleiben und Drake sich lieber auf Sportswear Drops fokussieren, anstelle sich auf Rap-Tracks zerfleischen zu lassen.
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