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Das heißeste Label 2023: Kidsuper


Wer steckt hinter dem Kollektiv, das vor kurzem erst mit Louis Vuitton und Puma arbeitete?

 

Wer hätte gedacht, dass der New Yorker Designer Colm Dillane einmal an der Spitze der weltweiten Mode-Relevanz stehen würde? Er vermutlich am wenigsten. Doch wie schaffte er es von einfachen T-Shirt Designs, die er aus dem eigenen Wohnheim verkaufte auf den Laufsteg von Louis Vuitton? Wir schauen einmal zurück und ergründen zusammen mit euch: wer ist Kidsuper?

Als Sohn einer spanischen Mutter und eines irischen Vaters lernte Dillane schon sehr früh, wie steinig der Weg zum American Dream sein kann. Seine Eltern wechselten oft den Wohnort und verdienten ihr Geld mit Kleidung, die sie an Straßenständen an die Passanten verkauften. Dieser Geschäftssinn und die frühe Berührung mit Textilien sollten seinen weiteren Lebensweg extrem prägen.

Photo: kidsuper

Mit 13 Jahren zog die Familie ein letztes Mal von Wisconsin nach New York City. Dillane kam also aus einer Umgebung, in der Mode keine Rolle spielte, in eine Stadt, wo es quasi nur darum ging, wer die neuesten Supreme Klamotten und die coolsten Sneaker trug. Beflügelt von seiner neuen Heimat fing er mit ein paar Freunden an, kunstvolle Prints auf T-Shirts zu malen und sie an seine Mitschüler zu verkaufen. Als er dann später aus seinem Wohnheim geworfen wurde, weil er die Wände anmalte und seine Räumlichkeiten als Store nutzte, suchte er sich eine neue Location, in der er künftig leben, arbeiten und auch verkaufen würde. Er fand eine heruntergekommene Immobilie in Williamsburg, Brooklyn und taufte sie „Kidsuper Studios“ – das war die Geburtsstunde der Brand, wie wir sie heute kennen.

Brooklyn’s Finest

Einer seiner ersten prominenten Kunden war Mac Miller, den Dillane mit 18 Jahren anschrieb und sich kurzerhand mit ihm in New York traf. Mac war so von den Designs überzeugt, dass er beim Covershooting für iTunes die Cap des jungen Designers trug. Ab da wusste Dillane, dass er mit seiner unverfrorenen Art und seinen innovativ-verspielten Designs gut vorankommt.

Kurze Zeit später stellte er durch einen gemeinsamen Freund den Kontakt zum damals noch relativ unbekannten Rapper Russ her. Da das Kidsuper Studio auch über ein eigenes Musikstudio verfügte, lud er den Rapper ein, dort Tracks aufzunehmen und bot ihm zudem an, ein Musikvideo für ihn zu drehen. Russ war sofort von dem Flair des Studios eingenommen, das versteckt hinter einem künstlichen Süßigkeiten-Automaten lag. 

Photo: Vogue

Ein paar Jahre später brachte der Rapper sein Debutalbum mit vier Tracks von Kidsuper produziert und einem gemeinsamen Musikvideo raus und verkaufte so viel, dass binnen kürzester Zeit eine Platinplatte im Kidsuper Studio hing. Von dort an stieg Dillanes Selbstvertrauen, weswegen er 2019 schließlich den nächsten großen Schritt wagte und sich auf die Weltbühne der Mode traute.

Pokern in Paris

Was viele Designer vor ihrem Welterfolg behindert, ist der Geldfluss, der zu bestimmten Zeitpunkten gegeben sein muss. Neue Kollektionen und Runway Shows kosten Geld und müssen in Vorkasse bezahlt werden. Vor genau diesem Problem stand Kidsuper 2019 als sie zur Pariser Fashion Week wollten, jedoch einen Kredit aufnehmen mussten, um die 30.000 Euro teure Miete für die Venue zu zahlen.

Gründer Colm Dillan ging volles Risiko und verschuldete sich bis auf den letzten Cent und schaffte seine komplette Entourage nach Paris. Bei der Show selbst sind seine Eltern als Models mitgelaufen – da sie als Europäer quasi ums Eck wohnten. Kurz nach der Show wurde er von der Vogue angefragt, die eine Review zu seiner Show schreiben wollten. Besagter Artikel war dermaßen wohlwollend, dass seitdem Kidsuper in der weltweiten Modeszene angekommen ist. Es dauerte nicht lange, bis die ersten, hochkarätigen Projekte anstanden.

König der Kollaborationen

Kid Supers größte Stärke ist vermutlich ihre kindliche und unbekümmerte Art, die sich durch Designs, Kunstwerke und Marketing Moves der Brand bemerkbar macht. Überall da, wo es stellenweise recht konservativ, grau und auch langweilig erscheint, sorgen Kidsuper für ein wenig Farbe. Eine ihrer ersten Partner waren Puma, die von Dillane und seinem Team eine Neuinterpretation eines Fußballsneakers wollten. Der Schuh war funktional und trug gleichzeitig ein farbenfrohes Design aus der Feder der künstlerischen Brand. In Fußballkreisen schaffte es Kidsuper als eine der wenigen Marken einen kleinen Hype auszulösen, sodass sogar Neymar die Schuhe später auf dem Platz trug.

Photo: Puma

Von diesem Erfolg beflügelt, schenkte ihnen Puma noch mehr Vertrauen und ließ sie bei ihrer zweiten Kollaboration eine ganze Kollektion entwerfen. Im Mai 2021 erschienen eine Reihe von Apparel-Teilen, wie Halfzip Hoodies, Jacken und Shorts sowie eine Auswahl an Pumas ikonischen Sneakern, wie der Ralph Sampson, denen allesamt Kidsuper eine kunstvolle Note verlieh. Wir müssen ehrlich sagen: es hat sich lange keine Puma Kollaboration so erfrischen angefühlt.

Photo: Suppa

Ähnlich geschehen bei Suicoke, bei denen es auch so scheint, als würde man zu experimentellen Colorways und Gimmicks eher aus dem Weg gehen, um den Fokus auf der Qualität der Produkte zu belassen. Bei Kidsuper hingegen, entstanden zwei Farbwege auf dem Moto, die neben einer Vielfalt an Farben auch Fatlaces on Top boten. So schaffte es eine eher konservative Marke wie Suicoke ein wenig ihre kindliche Seite zu zeigen und die Fans dankten es mit ausverkauften Sizeruns. Doch all diese kollaborativen Ausflüge sollten erst auf das ganz große Highlight vorbereiten.

Photo: Highsnobiety

Virgils Krone wiegt schwer

Durch ihre bahnbrechende, erste Fashionshow wurden die Juroren des LVMH-Preises auf die Brand aufmerksam. Genau wie seinerzeit Virgil Abloh gewannen auch sie 2021 den „Special Prize“. Kurze Zeit später wurden sie von Louis Vuitton kontaktiert, da das Label nach 19 Designs gefragt hatte. Dillane, der es nicht anders kannte, überperformte extrem und schickte 500 Slides zurück, von denen die 19 Designs und hunderte Slides über Ideen und Konzepte enthalten waren.

Photo: @highxtar

Dies sollte ihn später als Wildcard zum Guest Creative Director von Luis Vuitton machen. So entstand die Louis Vuitton by Kidsuper Kollektion 2022. Viele fingen direkt an, die Kollektionen mit den Werken von Virgil Abloh zu vergleichen und runterzureden. Doch sind wir der Meinung, dass die Kidsuper Kollektion mehr als Exkursion und weniger als Fortsetzung verstanden werden sollte.

Es war eine kindliche Überbrückung, die unsere Tränen nach Virgil Abloh trockneten und den Weg für eine neue Zukunft mit Pharrell Williams ebnen sollten. Zudem ist der DIY-Anspruch von Dillane ein guter Match zum Werdegang Virgils, der selbst nie eine Designer Ausbildung genoss und sich bis zum Ende eher als Kurator und Tastemaker verstand.

Die Zukunft von Kidsuper

Wir stehen aktuell erst am Anfang einer Zeit, in der sich vieles ändern wird. Corona ist vorüber, wir kaufen weniger und virale Momente werden immer vorhersehbarer. Es sind Labels wie MSCHF, Market oder auch Kidsuper, die es in Zeiten der omnipräsenten Beschallung von Informationen schaffen, aus der Masse hervorzustehen. Mehr noch: die Aufmerksamkeit des kompletten Internets auf sich zu ziehen. Wir prognostizieren der Brand ein großartiges 2023 und sind guter Dinge, noch viele weitere Projekte von Kidsuper in der Zukunft zu sehen.

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